Einsamkeit entsteht, wenn die bestehenden sozialen Beziehungen nicht das Bedürfnis nach Geborgenheit, Gemeinschaftlichkeit und Respekt befriedigen. Zwar sind ältere Menschen zwar nicht häufiger einsam als Jüngere, doch fällt es ihnen wesentlich schwerer sich aus dieser Situation zu befreien. Aus zahlreichen Studien ist bekannt, dass chronisches Einsamkeitserleben die Gesundheit stark beeinträchtigen kann, z.B. durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch wurde ein Rückgang von sozialen Aktivitäten und politischer Partizipation beobachtet. Hohe Einsamkeitsraten können demnach ein beträchtliches Problem für die öffentliche Gesundheitsversorgung und den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt darstellen, erläutert das DZA.
Bei der vom Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) geförderten Evaluation des Angebots von Silbernetz e.V. handelt es sich um ein prominentes Beispiel einer Initiative gegen Einsamkeit, berichtet das DZA. Das Netzwerk zielt darauf, Menschen ab 60 Jahren Wege aus der Isolation zu eröffnen. Das Angebot umfasst eine anonyme Kontaktaufnahme, fördert den Aufbau persönlicher Beziehungen und vermittelt passende Unterstützungsangebote in der Umgebung. Das Hauptangebot von Silbernetz ist eine Telefonhotline, die älteren, einsamen Menschen vertrauliche Gespräche ermöglicht, so das DZA weiter.
Bundesfamilienministerin Lisa Paus erhofft sich von der Evaluation von Silbernetz Erkenntnisse, die dabei helfen, Angebote noch besser zu machen.
„Immer wieder bin ich erstaunt, welche Nähe dieses eindimensionale Medium Telefon zulässt, eröffnet. Die Anonymität eröffnet einen geschützten Raum, in dem auch angesprochen werden kann, was im direkten Gegenüber nicht geht", berichtet Elke Schilling von Silbernetz e.V.. „Zu wissen, dass ich bei euch anrufen kann, dass da jemand zuhört, den Augenblick mit mir teilt, mir antwortet, gibt mir das Gefühl zurück, dazuzugehören, ein Mensch zu sein“, sagte mir eine Anruferin, die seit langem allein lebt und ihre vier Wände nicht mehr selbstständig verlassen kann“, so Schilling weiter.
Das Projekt ReWiSil
Das Evaluationsprojekt zur Verbesserung der sozialen Teilhabe älterer Menschen ReWisil (kurz für Reichweite und Wirkung der Silbernetz-Hotline) hat laut DZA zum Ziel, zwei Forschungsfragen zu beantworten:
1. Wie ist es um die Reichweite von Silbernetz bestellt, wie vielfältig ist die Gruppe älterer, einsamer Menschen, die erreicht werden?
2. Reduzieren die Gespräche mit den Mitarbeiter*innen der Hotline das subjektive Einsamkeitserleben, verringern sich Schamgefühle oder negative Altersselbstbilder?
ReWiSil ist partizipativ angelegt und findet in enger Zusammenarbeit zwischen DZA und Silbernetz statt, wobei die wissenschaftliche Entscheidungsverantwortung beim DZA liegt.
„Die Forschung zu Verbreitung und Folgen von Einsamkeit ist umfassend, jedoch fehlen – zumindest in Deutschland – weitgehend wissenschaftliche Analysen zu Interventionsmaßnahmen gegen Einsamkeit", erläutert Dr. Oliver Huxhold vom DZA. „Mit diesem Projekt wollen wir diese Forschungslücke schließen. Die Ergebnisse sollen sowohl die Forschung voranbringen als auch einer breiten Öffentlichkeit vermittelt werden, um weiter für das Thema zu sensibilisieren“, so Huxhold.