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Jede dreizehnte Person zwischen 43 und 90 Jahren fühlt sich aufgrund des Alters diskriminiert

Aktuelle Befunde des Deutschen Alterssurveys zeigen, dass sich 7,7 Prozent der Menschen in der zweiten Lebenshälfte aufgrund ihres Alters benachteiligt fühlen. Zudem zeigen sich deutliche Unterschiede bei Betrachtung der Zusammenhänge mit Einkommen und Gesundheit.

Im Deutschen Alterssurvey (DEAS) wurde nach der wahrgenommenen Altersdiskriminierung in den letzten zwölf Monaten gefragt, erläutert das Deutsche Zentrum für Altersfragen (DZA) in Berlin. Gefragt wurde auch nach Bereichen, in denen eine Benachteiligung erlebt wurde: Besonders häufig fühlten sich Menschen bei der medizinischen Versorgung (3,7 %) und bei der Arbeit bzw. der Arbeitssuche (3,6 %) benachteiligt, gefolgt vom Alltag (3,0 %) und Geldangelegenheiten (2,3 %), seltener wurden Behördengänge (1,5 %) genannt. Fast die Hälfte der Personen, die eine Benachteiligung erlebt haben, nannten mehrere Lebensbereiche, in denen sie diese Erfahrungen machten.

In weiterführenden Analysen der Autor:innen zeigte sich, dass einkommensarme Menschen sich deutlich häufiger benachteiligt fühlen als Menschen mit höheren Einkommen – sowohl bei der Arbeit/Arbeitssuche als auch bei der medizinischen Versorgung und im Alltag. Gleiches gilt für Menschen, die gesundheitlich eingeschränkt sind – das ist den Autor:innen zufolge besonders problematisch, da gerade sie in erheblichen Maße auf eine gute medizinische Versorgung angewiesen sind.

Altersdiskriminierung eher noch unterschätzt

Svenja Spuling, Erstautorin der Studie, ordnet die Befunde ein: „Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu beachten, dass hier wahrgenommene Altersdiskriminierung analysiert wird. Die Aufmerksamkeit für negative Altersbilder und altersdiskriminierendes Verhalten ist gesamtgesellschaftlich jedoch vergleichsweise gering ausgeprägt. Eventuell besteht somit ein geringeres Problembewusstsein hinsichtlich altersdiskriminierenden Verhaltens: Eine ungerechtfertigte Benachteiligung aufgrund des eigenen Lebensalters wird vielleicht nicht als Diskriminierung wahrgenommen und somit in unserer Studie auch nicht genannt. Es ist also zu vermuten, dass wir mit 7,7 Prozent das Problem eher noch unterschätzen.“

Politischer und gesellschaftlicher Handlungsbedarf

Die Tatsache, dass jede dreizehnte Person in der zweiten Lebenshälfte Altersdiskriminierung erlebt und berichtet, mache deutlich, dass politischer und gesellschaftlicher Handlungsbedarf bestehe, gerade weil das Erleben von Altersdiskriminierung weitreichende Konsequenzen für das Wohlbefinden, die Gesundheit und Langlebigkeit der Betroffenen habe. Auf gesellschaftlicher Ebene liegen der Studie zufolge die Kosten vor allem im nicht genutzten Potenzial Älterer, zum Beispiel in der Arbeitswelt oder hinsichtlich des ehrenamtlichen Engagements.

Politische Maßnahmen könnten nach Angaben der Studienautor:innen beispielsweise in der Bekämpfung negativer Altersstereotype, im Überdenken struktureller Gegebenheiten (wie z. B. willkürliche Altersgrenzen) und in der Sensibilisierung des Personals in der Gesundheitsversorgung bestehen. Für komplexere, das heißt differenzierte und vielseitige Altersbilder setze sich bereits das Programm Altersbilder des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ein. Auch Der Neunte Altersbericht der Bundesregierung befasste sich mit Ageismus und schlage Gegenmaßnahmen vor, z. B. pädagogische Bildungsformate zum Thema Alter gerade bei jüngeren Bevölkerungsgruppen, intergenerationale Programme, die den Kontakt zwischen älteren und jüngeren Menschen fördern, sowie gezielte Aufklärungskampagnen zur Bekämpfung von Ageismus. 

Davon können nicht nur Ältere, sondern auch die Gesellschaft als Ganzes profitieren – am meisten jedoch bestimmte Risikogruppen wie armutsgefährdete oder gesundheitlich eingeschränkte Personen, so das Fazit der Studie.

Die detaillierten Ergebnisse sind nachzulesen in: Spuling SM, Weinhardt M, Mavi L. Wahrgenommene Altersdiskriminierung in der zweiten Lebenshälfte [DZA Aktuell 02/2025]. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen. https://doi.org/10.60922/2tdb-b513

Hintergrund: Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte ab 40 Jahren. Im Rahmen der Studie werden seit beinahe drei Jahrzehnten Menschen auf ihrem Weg ins höhere und hohe Alter regelmäßig befragt. Der Deutsche Alterssurvey wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).