Bei den sächsischen Kleinstädten Eilenburg und Wurzen, Großräschen in Brandenburg, der Hansestadt Osterburg aus der Altmark in Sachsen Anhalt sowie dem nordrhein-westfälischen Bad Berleburg wurde untersucht, welche spezifischen Rahmenbedingungen sich auf die Umsetzung von Beteiligungsprozessen auswirken können.
Die Kleinstädte erprobten dabei konkrete Beteiligungsformate und suchten nach Möglichkeiten, einen kontinuierlichen, wechselseitigen und niedrigschwelligen Dialog zwischen Stadt und Bevölkerung zu stärken. Das Projekt verfolgte dabei drei Schwerpunkte: die Durchführung neuer Beteiligungsformate, das Handlungsfeld der Jugendbeteiligung sowie die verbesserte Einbindung der Ortsteile.
Das Modellvorhaben in der Pilotphase der Kleinstadtakademie stellt die Arbeitsfelder der fünf Kommunen wie folgt dar:
Eilenburg entwickelte ein neues Leitbild. Hierfür erhob die Stadt in einem mehrstufigen Verfahren Bedarfe der Bevölkerung zur Stadtentwicklung und diskutierte diese in verschiedenen Werkstatt-Formaten mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Akteurinnen und Akteuren aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung. In ergänzenden Formaten stand die Perspektive von Jugendlichen im Mittelpunkt.
Wurzen baute zum Thema Jugendbeteiligung ein interkommunales Jugendparlament auf. Außerdem wurde das Thema der Ortsteileinbindung empirisch untersucht: Über eine Befragung der Ortsteilvertretungen wurde der Frage nachgegangen, wie leistungs- und zukunftsfähig die ehrenamtlichen Vertretungsstrukturen der Ortsteile sind und wie die Zusammenarbeit zwischen Ortsteilen und Kommunalverwaltung verbessert werden kann.
In der Hansestadt Osterburg wurden junge Menschen in Fokusgruppendiskussionen zu ihrer Zufriedenheit mit der Stadtentwicklung sowie zu ihren Beteiligungsbedarfen befragt. Aufbauend auf den Befragungsergebnissen wurde eine Strategie erarbeitet, wie Kinder- und Jugendbeteiligung verbindlich in der Kommune verankert werden kann. Außerdem führte Osterburg erstmalig in Sachsen-Anhalt einen Bürgerrat durch.
In Großräschen wurde ebenfalls eine Befragung von Jugendlichen durchgeführt. Anschließend initiierte die Stadt eine Workshop-Reihe, in der mit verschiedenen Akteuren der Jugendarbeit sowie mit jungen Menschen über strukturelle Stärkungspotenziale von Jugendbeteiligung diskutiert wurde.
In Bad Berleburg fand wie in Wurzen eine Befragung von Ortsteilvertretungen statt, um
Verbesserungspotenziale der Ortsteileinbindung in kommunale Entwicklungsprozesse zu ergründen. Weiterhin führte die Stadt einen Bürgerrat mit Kindern und Jugendlichen durch.
Trotz der unterschiedlichen Themen und Vorgehensweisen konnten vergleichbare Rahmenbedingungen und ähnliche Herausforderungen identifiziert werden, berichten die Autoren der nun vorliegenden Publikation. Für Kleinstädte sei es oftmals schwierig, innovative Beteiligungsprozesse zu etablieren. In Verwaltungen bleibe für das Erproben neuer Verfahren durch stark ausgelastete sowie personell und finanziell begrenzte Ressourcen oft nur wenig Spielraum.
Die Publikation (nebenstehend zum Download), die vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) herausgegeben wurde, stellt die Ergebnisse des Modellvorhabens im Detail auf knapp 50 Seiten vor.