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Projekt des Monats Februar: "Oose Lade" in Greimersburg - „Mit das Beste, was wir bisher im Dorf gemacht haben“

Seit 2011 hat die Eifelgemeinde Greimersburg im Kreis Cochem-Zell wieder einen eigenen Dorfladen – „Oose Lade“ im Eifeldialekt. Dieser wird sehr gut angenommen und ist ein wichtiges Zentrum für Jung und Alt, das niemand mehr missen möchte.

Als Hans Werner Junglas Bürgermeister des 750 Einwohner zählenden Ortes Greimersburg wurde, bestand der Laden bereits seit einem Jahr. Der 66-jährige Pensionär ist Vorsitzender des wirtschaftlichen Vereins, der den Laden trägt, und engagiert sich auch ganz praktisch für das Geschäft, von welchem er überzeugt ist, dass es mit zum Besten gehört, was das Dorf auf die Beine gestellt hat. Die Gemeinde jedenfalls verzeichnet den höchsten einen großen Zuwachs an Einwohnerinnen und Einwohnern im ländlich geprägten Kreis Cochem-Zell in den letzten fünf Jahren – und das könnte auch mit „Oose Lade“ zusammenhängen, wie im folgenden Interview mit Junglas ersichtlich wird.

 Hans Werner Junglas (Foto: privat)

Herr Junglas, Ihr Dorfladen „Oose Lade“ feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen, unseren herzlichen Glückwunsch! Was wünschen Sie sich für den Laden?

Junglas: Vielen Dank! Ich habe nur zwei Wünsche. Erstens, dass der Laden weiterhin von der Dorfgemeinschaft akzeptiert wird und zweitens, dass sich weiterhin ehrenamtliche Helfer finden, um den Fortbestand zu sichern.

Warum hat Greimersburg sich vor zehn Jahren entschieden einen Dorfladen zu gründen?

Junglas: Bis in die 80er Jahre gab es drei Tante-Emma-Läden in Greimersburg. Diese wurden nach und nach geschlossen. Als 2009 die Filiale der Raiba Kaisersesch im Gemeindehaus ebenfalls geschlossen wurde, stellte sich die Frage, was mit den Räumlichkeiten passieren soll. Hieraus entstand die Idee, einen Dorfladen zu errichten. Bei einer Bürgerversammlung hat sich dann zum Glück auch die Mehrheit für die Errichtung des Dorfladens ausgesprochen.

Nur ein kleines Plus erwirtschaftet, aber ein großes Plus für das Dorf

Wie lange hat es gedauert von der Idee bis zur Umsetzung und was waren die wichtigsten Schritte?

Junglas: Die Idee zu unserem Dorfladen gründete auf einem bereits bestehenden in Klausen, in der Nähe von Wittlich. Als wir das Projekt dann gestartet haben, hat es noch circa 1,5 Jahre gedauert, bis wir den Laden 2011 eröffnen konnten. Nachdem der Gemeinderat zugestimmt hatte, wurde zunächst eine Machbarkeitsstudie durch die Firma Bulitta in Auftrag gegeben, die das Vorhaben positiv bewertete. 2010 wurde der wirtschaftliche Verein für den Betrieb des Ladens gegründet. Finanziert wurde der Laden sowohl durch die Gemeinde als auch das Dorferneuerungsprogramm. Die Ladenausstattung ist von ehrenamtlichen Helfern installiert worden. Zurzeit stellt die Ortsgemeinde die Ladenräumlichkeiten der ehemaligen Bankfiliale aber noch mietfrei zur Verfügung, da bisher jährlich nur ein kleines Plus erwirtschaftet wird. Allerdings ist das auch ok, da der Laden ein großes Plus für unser Dorf darstellt. Er ist mit das Beste, was wir bisher im Dorf gemacht haben. Auch andere Gemeinden in unserem Kreis haben sich den Laden zum Vorbild genommen und mittlerweile einen eigenen gegründet oder planen dies.

Fünf Angestellte und 25 Ehrenamtliche engagieren sich

Wie viele Personen engagieren sich heute im Laden, und arbeiten Sie auch mit?

Junglas: Im Laden arbeiten fünf Frauen, eine halbe Stelle und vier auf 450 Euro Basis. Des Weiteren engagieren sich 25 Personen ehrenamtlich, die zum Beispiel Regale auffüllen oder Saubermachen. Ich selbst transportiere etwa Eier und Kartoffeln von einem Erzeuger in der Nähe von Polch zum Laden. Früher lag es dies auf dem Weg von meiner Arbeit nach Hause. Jede Woche hole ich so etwa 300 bis 400 Eier und 100 kg Kartoffeln ab. Würden wir uns etwa die Kartoffeln von einem Lieferanten bringen lassen, müssten wir eine Tonne Mindestmenge abnehmen. Diese Lagerkapazitäten haben wir aber nicht.

Wie wird der Laden ansonsten beliefert?

Junglas: Wir führen etwa 1000 Produkte im Laden. Das Grundsortiment bekommen wir von einer Firma geliefert. Ansonsten setzten wir wo es geht auf regionale Produkte bzw. Betriebe, etwa Metzgereien und der Bäcker aus benachbarten Gemeinden. Wir bieten Obst und Gemüse aus der Eifel an sowie Honig von regionalen Imkern. Die Mosel ist ebenfalls nicht weit, von dort beziehen wir Weine oder Produkte vom Weinbergpfirsich. Ein Getränkefachgroßhandel in unmittelbarer Nachbarschaft beliefert uns mit Getränken, aber auch mit Ausstattungen für Feste. Natürlich kann man im Laden auch bestimmte Produkte bestellen.

Treff für alle Altersgruppen – Soziale Kontakte auch in Coronazeiten

Wie steht der Laden heute da?

Junglas: Von Beginn an gab es eine hohe Bereitschaft der Ehrenamtlichen den Laden zu unterstützen. Auch die wirtschaftliche Situation ist eigentlich über die Jahre relativ konstant geblieben. Unsere Käuferinnen und Käufer kommen aus allen Altersschichten. Zudem gibt es im Laden eine Sitzgruppe, die wiederum als Dorftreff von sechs Senioren Gruppen genutzt wird. Allerdings finden diese Treffen seit der Corona-Krise nicht mehr statt.

Und welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie ansonsten auf das Geschäft?

Junglas: Erstaunlich wenig, wenn man die Umsätze 2019 und 2020 miteinander vergleicht. Wir mussten tatsächlich nur einen leichten Rückgang verzeichnen. Dieser resultiert aber in der Hauptsache daraus, dass die Kaffeerunden mit Kuchen und belegten Brötchen sowie die Vereins- und Familienfeste ausfallen mussten. Aufgrund der Pandemie bieten wir auch einen Lieferservice an, der allerding nicht häufig genutzt wird. Denn das Einkaufen im Laden ist gerade für viele ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger ein wichtiger sozialer Kontakt. Bei uns sind derzeit maximal zwei Kunden auf den 45 m² Ladenfläche erlaubt unter den geltenden Masken- und Hygienevorschriften. Viele Personen fühlen sich bei uns vielleicht auch sicherer bezüglich möglicher Infektionen mit dem Coronavirus. Denn in den großen Supermärkten in der Region trifft man beim Einkauf ja doch auf erheblich mehr Personen.

Laden als Vorbild für weitere Projekte

Hat der Erfolg des Ladens die Gemeinde dazu veranlasst, vor fünf Jahren ihr nächstes Projekt „Oos Ahle“ anzuschieben und was hat es damit auf sich?

Junglas: Ja, das hat es. Seit fünf Jahren arbeiten wir daran, eine Senioren-Pflege-Wohngemeinschaft für zwölf Personen im Ort zu installieren. Das Projekt wurde 2015 in die Förderung durch die Wohn-Punkt-RLP der Landeszentrale für Gesundheitsförderung aufgenommen. Um eine solide Finanzierung dieses einmaligen Vorzeigeprojektes sicherzustellen, ist die Bürgergenossenschaft Greimersburg eG in Gründung.

Das hört sich nach einer aktiven Gemeinde und guten Dorfgemeinschaft an…

Junglas: Ja, dem stimme ich zu. 2018 wurde etwa unser Bürgerverein gegründet, der sich um Vieles im Ort kümmert. Im Augenblick etwa für die Corona-Impfungen. So wurden Zettel im Dorf verteilt, auf denen die Vereinsmitglieder ihre Hilfe rund um das Impfen anbieten – etwa beim Antragstellen und auch den Fahrten zum Impfzentrum. Ich finde das Engagement im Dorf zahlt sich aus. So sind mittlerweile bereits so viele junge Familien ins Dorf gezogen und Greimersburg ist so gewachsen, dass wir augenblicklich keine freien Bauplätze mehr anbieten können.

Herr Junglas, wir wünschen Ihnen und der Gemeinde weiterhin viel Erfolg und danken für das Gespräch.


Weitere Informationen auf der Webseite der Gemeinde Greimersburg unter den Menüpunkten "Oose Lade" und "Oos Ahle" sowie zur Bürgergenossenschaft.

Darstellung von "Oose Lade" und "Oos Ahle" auf der Webseite der Landesinitiative.