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Projekt des Monats November: Ma(h)lzeit! – Für Senior*innen der Verbandsgemeinde Wörrstadt

In der Gemeinde Wörrstadt und der gleichnamigen Verbandsgemeinde im Landkreis Alzey-Worms freuen sich ältere Menschen auf den regelmäßig stattfindenden Mittagstisch.

Die 71-jährige Brigitte Friedrich ist Mitinitiatorin des Mittagstisches in der rund 8400 Einwohner zählenden Gemeinde Wörrstadt. Schon immer hat sich die ausgebildete Erzieherin in der katholischen Kirchengemeinde vor Ort, im Bistum oder in diversen Projektgruppen engagiert. Nach der Selbstständigkeit mit einer Buchhandlung wechselte sie 2007 zur Stiftung Nieder-Ramstätter Diakonie. Seit 2018 ist sie im Ruhestand, der keiner ist. Im Interview berichtet sie, wie Wörrstadt zur Ma(h)zeit kam und wie dieser Mittagstisch organisiert ist.

Brigitte Friedrich (Foto: privat)

Frau Friedrich, seit wann gibt es das Angebot des Mittagstischs in Wörrstadt und wie ist es entstanden?

Friedrich: Zuvor gab es bereits schon einmal einen Mittagstisch in der Nachbargemeinde Armsheim. Aber als dieser nicht mehr stattfand kam 2019 Carmen Mitsch, die Gemeindeschwester Plus für die Verbandgemeinde Wörrstadt, mit der Idee auf mich zu, in Wörrstadt einen Mittagstisch zu gründen, denn sie wusste, dass ich in der Gemeinde gut vernetzt bin. Meine Spontan-Reaktion war „das kann ich machen“.

Dann haben wir direkt in mehreren Treffen begonnen zu planen und einen Flyer zu entwickeln, mit dem wir auf das neue Angebot in Wörrstadt aufmerksam machen wollten. Zum Start waren dann acht Frauen bei dem ehrenamtlichen Projekt mit dabei. 2020 im Januar fand der erste Mittagstisch mit viel Prominenz statt, dann noch einer im Februar und danach kam die Pandemie. Im September 2021 kam die Generationenbeauftragte der Verbandsgemeinde Susanne Schwarz-Fenske mit ins Planungsteam. Im August 2022 haben wir die Ma(h)lzeit dann wiederbelebt. Von der anfänglichen Frage, ob Wörrstadt überhaupt einen Mittagstisch braucht, ist dieser heute zum Selbstläufer geworden.

Großer Andrang aus dem Ort und umliegenden Gemeinden – Anmeldung ist ein „Muss“

Wo und wie oft findet der Mittagstisch statt und wer kommt vorbei?

Friedrich: Wir laden jeden dritten Freitag im Monat ab 11.30 Uhr zur Ma(h)lzeit ins Bonifatiushaus der katholischen Gemeinde in Wörrstadt ein, dort steht uns der Saal zur Verfügung mit einer Küche. Wir werben dafür in unserem Amtsblatt, dem Nachrichtenblatt, sowie im Pfarrbrief.

Mittlerweile müssen sich die Leute anmelden, da der Andrang sehr groß ist. Es kommen circa 40 bis 45 Personen, die in der Regel 70 Jahre und älter sind, nicht nur aus Wörrstadt, sondern auch aus anderen Orten der Verbandsgemeinde. Zumeist sind es Frauen, ein paar Ehepaare und auch sechs bis acht Männer sind oft dabei.

Manche von ihnen kommen noch selbst mit dem Auto, andere werden von ihren Kindern oder Freunden gebracht, andere wiederum fahren mit dem Fahrdienst der Verbandsgemeinde oder der Stadt Wörrstadt. Darum müssen wir uns aber zum Glück nicht kümmern, sondern das organisieren die Teilnehmenden selbst. Das Bonihaus ist zudem barrierefrei, sodass auch diejenigen mit Geheinschränkungen und Rollatoren einfach zu uns kommen können.

Selbstgekochte Suppen, Kaffee und Kuchen auf Spendenbasis

…und was gibt es in der Regel zu essen und wieviel kostet das Angebot?

Friedrich: Wir bieten in der Regel zwei leckere Suppen an, eine davon vegetarisch. Wir kochen der Jahreszeit entsprechend und probieren immer wieder mal etwas Neues aus, was die Gäste nicht kennen oder was man nicht so einfach bekommt. Anschließend gibt es dann noch Kaffee und Kuchen.

Das Angebot ist kostenfrei. Wir haben aber eine schön verdeckte Spendendose aufgestellt, in die alle freiwillig den Betrag geben können, den sie wollen. Diese Spenden decken in der Regel auch gut unsere Unkosten. Wenn etwas mehr gespendet wurde, dann investieren wir das in den nächsten Einkauf und besorgen schon einmal teurere Zutaten. Immer aber kaufen wir frische und hochwertige Produkte ein.

…und diese verkocht dann wer?

Friedrich: Wir sind derzeit sechs Frauen und ein Mann im Alter von Mitte 60 bis Anfang 70, die die Suppen kochen und die vorher auch besprechen, welche Suppen gekocht werden. Ein Teil macht das in der Küche im Bonifatiushaus, ein anderer Teil kocht lieber bei sich zuhause. Für so eine Menge zu kochen, das ist sehr aufwändig und dauert oft stundenlang. Deshalb teilen wir uns das Kochen auch auf und wechseln uns regelmäßig ab. Die anderen übernehmen dann andere Aufgaben.

Wie haben Sie das ansonsten organisatorisch geregelt?

Friedrich: Neben uns Köchinnen und dem Koch, übernimmt die Generationenbeauftragte Susanne Schwarz-Fenske vor allem die Werbung in den Infoblättern bzw. Flyer und Plakate sowie andere Tätigkeiten. Eine von uns kümmert sich zudem um die Dekorationen, was sie wirklich immer sehr schön macht. Diese stellt sie selbst her und manchmal gibt es auch ein Mitbringsel für die Gäste.

Teilnehmerbegrenzung, damit es nicht zu laut und ungemütlich wird

Ansprechpartnerinnen für den Mittagstisch sind aber Carmen Mitsch, Susanne Schwarz-Fenske und ich, die wir auch unsere Telefonnummern bekanntgegeben haben. Bei mir laufen letztendlich dann alle Fäden zusammen. Mittlerweile, weil sich immer mehr Personen anmelden, müssen wir eine Warteliste pflegen, auf der immer bis zu zehn Leute stehen – aber natürlich kommt immer wieder mal der ein oder andere auch unangemeldet vorbei. Wir wollen auch die Teilnehmerzahl nicht größer werden lassen, da es dann zu voll und somit laut und ungemütlich wird.

Wenn dann wieder ein Mittagstisch stattfindet, übernehme ich meistens die Begrüßung der Gäste und lese eine kleine Geschichte vor, die ich zuvor dem Anlass oder der Jahreszeit entsprechend ausgesucht habe. Dann stellen die Köchinnen oder der Koch die Suppen vor und los geht´s.

Wie garantieren Sie die hygienischen Anforderungen für das Angebot?

Friedrich: Alle von uns haben einen offiziellen Hygienenachweis und sind vertraut mit den Hygieneregeln. Ich selbst habe alle zwei Jahre von Berufs wegen eine Hygieneschulung sowie eine Schulung zur Arbeitssicherheit.

Atmosphäre und Angebot stimmen

Was spiegeln Ihnen die Gäste wider und wie erleben Sie den Mittagstisch?

Friedrich: Nun, die Warteliste zeigt es ja, den Besucherinnen und Besuchern gefällt unser Angebot und die Atmosphäre, Viele der Gäste würden sich beim Mittagstisch am liebsten gleich wieder für den nächsten anmelden, damit ihr Platz beim nächsten Mal nicht besetzt ist.

Nach der Suppe bei Kaffee und Kuchen setzen wir uns auch zu den Gästen und plaudern mit ihnen. Den einen oder die andere kenne ich ja auch aus anderen Zusammenhängen, etwa aus dem Kontakttelefondienst zu Coronazeiten. Und man lernt ja auch neue Menschen kennen oder feiert zum Beispiel beim Mittagstisch auch einen Geburtstag, wie den 90. einer Teilnehmerin.

Großer Wunsch: Mehr ehrenamtliches Engagement – auch um Angebote auszuweiten

Wie gewinnen Sie neue Ehrenamtliche für ihr Team?

Friedrich: Nun, das ist leider nicht so einfach. Wir sprechen durchaus immer wieder Personen an, aber oft sind sie schon anderweitig engagiert oder finden ansonsten keine Zeit bei uns mitzumachen.

Zwei der Frauen, die ursprünglich bei uns mitgemacht haben, engagieren sich heute etwa im Kleidereck, unserer Kleiderkammer, die auch freitags geöffnet ist, weshalb sie beim Mittagstisch aufgehört haben.

Es gibt aber auch zwei Gäste, die uns angeboten haben, dass sie, wenn es mal bei uns eng wird, auch einspringen und uns helfen würden.

Was machen Sie, wenn es Ihnen zu viel wird?

Friedrich: Ich kann schon einmal „nein“ sagen, wenn es mir zu viel wird. Da ich aus einer Großfamilie komme, fällt es mir vielleicht auch einfacher, etwas für mich zu machen, wenn ich es brauche und Abstand benötige.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Friedrich: Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Mittagstische in den benachbarten Orten von Wörrstadt aufgebaut werden. Und für unseren Mittagstisch würde ich mich über mehr Ehrenamtliche sehr freuen, denn dann könnten wir vielleicht zweimal im Monat die Ma(h)lzeit anbieten.

Zudem schwebt mir noch ein anderes Projekt im Kopf vor, das aber noch nicht spruchreif ist. Ich würde gerne eine Großelternpatenschaft initiieren für Familien mit Kindern, die immer wieder punktuelle Unterstützung brauchen. Eventuell könnten sich da auch einige Senior*innen von der Ma(h)lzeit engagieren.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Friedrich.

Weitere Informationen auf der Webseite der Landesinitiaitve oder auf der Webseite des Bistums Mainz.