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Projekt des Monats Dezember: „So gut leben im Alter“ kann man in Bad Sobernheim

Seit 2013 gibt es die „Beteiligungsaktion“ in der Verbandsgemeinde Bad Sobernheim und ist seitdem stetig gewachsen – sowohl an ehrenamtlich Engagierten als auch an Aktionen und Angeboten für Alt und Jung. Seit 2018 fungiert ein festes Büro als Anlauf- und Koordinierungsstelle. Diese hat vor allem die Nachbarschaftshilfe im Visier, dient aber auch als Treffpunkt und Kristallisationspunkt für andere Aktivitäten.

Die Verbandgemeinde im Landkreis Bad Kreuznach ist ländlich geprägt. Die Beteiligungsaktion in den 18 Ortsgemeinden haben Elke Kiltz (67) und Marlene Jänsch (44) ins Leben gerufen, die heute beide die Vorstandsvorsitzenden von „So gut leben im Alter“ sind. „Man muss Geduld haben, denn es wächst alles ziemlich langsam. Aber wir müssen schon heute die Strukturen schaffen, in denen wir morgen leben wollen“, sagt die 67-Jährige, die uns im Interview das Projekt vorstellt.

Was läuft in Ihrem Projekt besonders gut, auf das Sie stolz sind?

Kiltz: Unsere Zusammenarbeit im Vorstand und auch in der Bürogruppe ist ganz wunderbar. Wir bringen alle unterschiedliche Kompetenzen ein, schätzen uns und begegnen uns auf Augenhöhe. Beide Gruppen sind generationsübergreifend. Deswegen bereichern unterschiedliche Lebenswirklichkeiten unsere Arbeit. Wir haben zwei gleichberechtigte Vorsitzende und auch wir beide bilden zwei Generationen ab und arbeiten sehr gut miteinander. Auch die Kooperation mit der örtlichen, der regionalen und auch der Landespolitik ist hervorragend. Wir freuen uns, dass unser Engagement wertgeschätzt und unterstützt wird.

Was oder welches Angebot finden Sie besonders innovativ und ist womöglich auch ein Alleinstellungsmerkmal des Projektes?

Kiltz: Es ist der Mix unserer Angebote, der das Besondere ausmacht. Wir machen Veranstaltungen zu Themen wie z.B. Demenz, Patientenverfügung, Barrierefreiheit, Wohnen im Alter. Wir bieten zudem regelmäßig Themenstammtische mit Referentinnen und Referenten an, haben auch schon Filmabende organisiert und bauen aktuell eine Nachbarschaftshilfe auf, bei der Patenschaften, Besuchsdienst und Fahrdienst dazugehören. Außerdem gibt es auch noch Treffs und Angebote in inzwischen vier Dörfern, wie z.B. ein Dorfcafé und Spielenachmittage. Wir sind gut vernetzt und kooperieren mit allen, die in unserem Themenbereich unterwegs sind.

Wie viele Personen engagieren sich bei Ihnen und wie motivieren Sie vor Ort, um beim Projekt mitzumachen?

Kiltz: Es sind mindestens 60 Männer und Frauen in den unterschiedlichen Angeboten engagiert. Bei uns können alle mitmachen, die möchten. Sie müssen keine Vereinsmitglieder sein. Deswegen nennen wir uns auch gerne Beteiligungsaktion und sind auch nicht besonders formalistisch unterwegs. Dafür strahlen wir gute Laune und Freude am Engagement aus und legen großen Wert auf eine Anerkennungskultur nach innen und nach außen. So bekommen etwa unsere inzwischen über 70 Vereinsmitglieder jedes Jahr eine handgeschriebene individuelle Geburtstagskarte und wissen das zu schätzen. Es hat sich über die Jahre auch ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt, das aber nicht ausgrenzend sondern einladend wirkt.

Würden Sie bei Ihrem eigenen Projekt mitmachen und warum?

Kiltz: Auf jeden Fall! Ich mache das, was ich kann und was mir Spaß macht. Ich tue es zudem mit Menschen, mit denen ich das gerne tue. Ich bin der Auffassung, dass wir uns bei der Gestaltung unseres Lebens in allen Phasen nicht darauf verlassen können, dass die Gesellschaft, der Staat oder wer auch immer uns jeweils einen roten Teppich ausrollt. Vielmehr sind wir als Bürgerinnen und Bürger gefordert Verantwortung für uns selbst und auch für andere zu übernehmen. So kann sich in unserem Umfeld eine sorgende Gemeinschaft entwickeln, die Defizite erkennt und anpackt. Es ist eine wichtige und schöne Aufgabe Menschen zusammenzubringen, die gebraucht werden wollen und die Hilfe brauchen. Ich habe auch sehr viele Menschen über mein freiwilliges Engagement kennengelernt, die ich sonst nicht kennengelernt hätte und die eine Bereicherung für mein Leben sind.

Gibt es besondere „glanzvolle“ Momente, die Sie im Rahmen Ihrer Arbeit erlebt haben?

Kiltz: Es gibt viele solcher Momente. Etwa die Förderzusagen auf unsere Anträge 2013 und 2014 durch Land und Bund und die erste große Zukunftswerkstatt im November 2013. Die Einrichtung einer Haushaltsstelle für uns bei der Verbandsgemeinde und die Unterstützung durch den Bürgermeister und eine für uns zuständige Mitarbeiterin. Die Gründung des Vereins im Juni 2015. Die Eröffnung des Büros im Mai 2018 und der Zuschuss des Landes, der den Aufbau der Nachbarschaftshilfe ermöglicht hat. Oder unsere Qualifizierung zum Thema Freiwilligenmanagement im Dezember 2018 mit sehr guten Moderatorinnen. Auch die Zukunftswerkstatt, die wir selbst in einem Dorf der Verbandsgemeinde gemacht haben und mit der wir viel Bewegung in den Ort bringen konnten – mit nachhaltigen Erfolgen – gehört dazu. Und zum Schluss das Highlight, dass die Ministerpräsidentin uns bei ihrer Ehrenamtsreise durch den Landkreis Bad Kreuznach besucht hat. Das war großartig – vor allem auch für unsere Freiwilligen, mit denen sie das Gespräch gesucht hat.

Welche Ziele haben Sie sich für die Zukunft gesetzt?

Kiltz: Wir wollen verstärkt in die einzelnen Dörfer gehen mit weiteren Zukunftswerkstätten. Zudem möchten wir unser Angebot im Büro zu einer Freiwilligenagentur ausbauen. Da unsere Verbandsgemeinde gerade mit einer benachbarten Verbandsgemeinde fusioniert, wollen wir uns auch in den Gemeinden, die nun dazukommen, bekannt machen und auch dort Angebote mit interessierten Menschen entwickeln und aufbauen. Mit einer offensiveren Öffentlichkeitsarbeit im kommenden Jahr wollen wir weitere Freiwillige vor allem für die Nachbarschaftshilfe dazugewinnen. Und natürlich wollen wir die Finanzierung unser Miete auf solide Förderfüße stellen, damit wir weniger Zeit für die Sponsorensuche brauchen und dafür mehr Zeit haben, um unsere Angebote weiterzuentwickeln.

Weitere Informationen auf der Webseite von "So gut leben im Alter".