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Projekt des Monats Januar: In Kaisersesch ist man „für die Menschen da, wenn man gebraucht wird“

Im Jahr 2002 startete in der Verbandsgemeinde Kaisersesch die „Initiative Super 60“, um die Freizeit gemeinsam zu gestalten, die Eigeninitiative zu fördern und die Nachbarschaftshilfe zu stärken. 2008 wurde als Begegnungsstätte das Mehrgenerationenhaus Schieferland Kaisersesch eröffnet und 2015 mit dem Pilotprojekt „Der Kümmerer vor Ort“ ein Grundstein für eine weitere erfolgreiche Freiwilligenarbeit gelegt, die im November mit dem Brückenpreis 2019 gewürdigt wurde.

Die Verbandgemeinde Kaisersesch liegt im Landkreis Cochem-Zell und erstreckt sich über eine Fläche von 140 km2. Neben der Stadt Kaisersesch gehören ihr 25 Ortsgemeinden an. Von Anfang an haben aktive Menschen aus allen Gemeinden die Initiative Super 60 unterstützt. In den bestehenden 18 Jahren ist somit ein Netzwerk mit und für Seniorinnen und Senioren entstanden, das als Keimzelle für die heutige Arbeit dient. Von Beginn an dabei ist auch Marion Klein (60), die heute hauptamtlich für das Aufgabengebiet Bürgerschaftliches Engagement verantwortlich ist. „Die persönliche Ansprache auf Augenhöhe, sowohl der Mitarbeitenden als auch Hilfesuchenden, war und ist das A und O unserer Tätigkeit“, sagt sie und gibt im Interview einen Einblick in die Arbeit vor Ort.

Was läuft in Ihrem Projekt besonders gut, auf das Sie stolz sind?

Klein: Wir sind stolz auf jeden Menschen, den wir aus seiner Einsamkeit herausnehmen können. Menschen wieder zusammenzubringen – Zeit miteinander zu teilen – sich Gegenseitig zuhören, Zeit zu schenken – dass ist es, was uns glücklich und zufrieden macht. Lächelnde Gesichter, Freude und wieder einmal gemeinsam lachen und singen. Wir freuen uns, über den ehrenamtlichen Zuwachs in unseren Projekten, über die Menschen aus unseren Ortsgemeinden, die unsere Aktivitäten durch die Zeit, die sie uns zur Verfügung stellen, verstärken und in die Fläche bringen.

…was aber sicher keine Selbstverständlichkeit ist?

Klein: Nein, sicher nicht. Deshalb sind wir auch sehr dankbar für die gute Netzwerkarbeit und unseren Zusammenhalt. Wichtig ist aber auch, dass unser Träger, die Verbandsgemeinde Kaisersesch, immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Ehrenamtlichen hat. Durch die enge Zusammenarbeit mit einer hauptamtlichen Mitarbeiterin ist die Umsetzung der Projektarbeit erst möglich. Wir haben kurze Wege zum Bürgermeister und zu den Gremien, finden mit all unseren Anfragen immer ein offenes Ohr und Unterstützung, da wo sie möglich ist.

Gibt es besondere Momente, die Sie im Rahmen Ihrer Arbeit schon erlebt haben?

Klein: Wir erleben unzählige solcher Momente mit den Menschen, für die wir da sind. Ein Lachen, wo vorher noch Tränen waren, Begleiten, gemeinsam einkaufen, liebe Worte verschenken, eine Umarmung, da wo niemand mehr ist. Vorlesen, da wo Menschen es selbst nicht mehr können, Spazierengehen, die Natur sehen und hören und so vieles mehr.
Wir freuen uns aber auch sehr über Anerkennung oder ein Lob von anderer Seite. So waren wir jetzt schon zweimal nach Mainz in die Staatskanzlei eingeladen und durften dort mit vielen anderen ehrenamtlich tätigen Menschen wunderschöne Stunden verleben. Einmal die Einladung zum Empfang der Ministerpräsidentin Malu Dreyer und dann die Auszeichnung mit dem Brückenpreis 2019 im November letzten Jahres. Beides hat uns sehr stolz gemacht und uns in unserer Arbeit bestätigt. Denn unsere Ehrenamtlichen in all unseren Projekten – die Kümmerer vor Ort, die Bewegungsbegleiter, die Digitalbotschafter, die Seniorensicherheitsbeauftragten und die Mitarbeiter im Erzählcafé und Spielkreis – alle arbeiten ohne jeglichen Geldfluss. Daher sind wir über das Preisgeld, das in Verbindung mit dem Brückenpreis überreicht wurde, sehr glücklich.

Befindet sich darunter ein herausragendes Angebot, das besonders erfolgreich ist oder kennzeichnend für die Arbeit in ihrer Verbandsgemeinde steht?

Klein: Wir haben kein Angebot, dass nur so für sich alleine steht. Wir, das sind die Menschen aus mittlerweile neun Ortsgemeinden, die alle gleichermaßen ihre ehrenamtliche Tätigkeit, nämlich sich selbst, mit ganzer Freude anderen Menschen zur Verfügung stellen. Wir wollen etwas den Menschen zurückgeben, wenn sie das Angebot der Kümmerer vor Ort annehmen. Viele unserer Mitmenschen haben immer eigenständig gelebt und konnten ihr Leben selbstständig gestalten. Jetzt, wo es nicht mehr so leicht ist, sind wir da, um ihr Selbstvertrauen zu stärken, Ihnen Mut zu machen, weiterhin im gewohnten Umfeld leben zu wollen und zu können.

Wie viele Personen engagieren sich bei Ihnen und wie motivieren Sie vor Ort, um beim Projekt mitzumachen?

Klein: Bei den Kümmerern vor Ort sind es rund 30 Personen, hierbei eingeschlossen sind acht Ortsbürgermeister und der Stadtbürgermeister, die als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Insgesamt engagieren sich rund 120 Ehrenamtliche mit diversen Tätigkeiten in den verschiedenen Projekten in unseren Gemeinden.
Für dieses Jahr haben wir geplant, mit Bürgerversammlungen und gezielten Informationen sowie durch entsprechende Fachtage und Veranstaltungen noch mehr Menschen zu begeistern, bei uns mitzumachen.

Welche Ziele haben Sie sich für die Zukunft gesetzt?

Klein: Wir haben uns dazu entschlossen, verstärkt auf Kooperationen zwischen Fachdienst und Ehrenamt zu setzen. So können wir unsere Projekte weiter ausbauen und zukunftsfähig machen. Denn nur gemeinsam sind wir stark und werden stärker, um weiterhin für die Menschen in unserer Region da zu sein, wenn wir gebraucht werden.

Weitere Informationen auf der Webseite der Landesinitiative  sowie auf den Projektwebseiten "Super 60" und "Die Kümmerer vor Ort".