Der 75-jährige Erich Arnold war schon mit acht Jahren das erste Mal Vereinsmitglied und engagiert sich seitdem in diversen Vereinen und übt ehrenamtliche Tätigkeiten aus. Unter anderem Wandern und die Musik haben es dem ehemaligen Verwaltungsangestellten und Hobby-Violinisten angetan. Die Idee zu einer Spaziergehgruppe gärte schon länger in ihm, bevor er sie vor sieben Jahren in die Tat umsetzte. Im Interview erfahren Sie, was ihn bewegt hat und wie die Gruppe funktioniert.
Herr Arnold, wie genau ist in Ihnen die Idee gereift, eine Spaziergehgruppe in Armsheim zu gründen?
Arnold: Die Idee dazu ging mir bestimmt zehn Jahr durch den Kopf. Ich war bereits im örtlichen Wanderverein aktiv, aber ich wollte auch andere ältere Leute erreichen, die sich nicht unbedingt an Vereine binden wollen. Auch die Gemeindeschwestern in Alzey und Wörrstadt haben bei mir angefragt, ob ich mir so etwas vorstellen könnte. Und als ich den Gemeinderat darüber informiert habe, hat er mich dabei unterstützt, die Gruppe zu bilden.
Bei Regen und Sonnenschein – auch mit Stock und Rollator
Wie viele Menschen spazieren denn so mit?
Arnold: Die Gruppe besteht aus rund 20 Leuten zwischen 60 und 94 Jahren, die sich zum Teil mit Stock und Rollator jeden Donnerstagmorgen um neun Uhr an unserer Sporthalle trifft, bei Regen und Sonnenschein – außer bei Glatteis.
Und wie organisieren Sie so eine Runde?
Arnold: Der Spaziergang dauert in der Regel nur eine Stunde, denn viele erhalten ja zum Beispiel auch Essen auf Rädern, oder haben noch andere Termine, die sie wahrnehmen möchten. Deshalb gibt es den fixen Termin – immer zur gleichen Zeit am gleichen Tag, damit jede und jeder besser planen kann. Für mich gibt es zuvor immer viel zu tun. So habe ich jedes Mal mit dem Wagen die neue Strecke abgefahren, um zu sehen, ob die Wege in Ordnung sind. Ich habe auch gerne Graswege ausgesucht, da diese etwas anspruchsvoller zum Gehen sind, denn es soll sich ja auch etwas bewegt werden. Aber prinzipiell muss die Strecke in Ordnung sein, denn ich stehe als Anbieter der Runde ja in der Verantwortung, dass sich niemand verletzt. Ein Versicherungsschutz gibt es nicht, da wir kein Verein sind. Schließlich hole ich dann auch noch den ein oder anderen Senior ab und fahre ihn zu unserem Treffpunkt.
…und wie ist das mit den gehbeeinträchtigen Personen?
Arnold: Jede Strecke ist ca. 4,5 bis 5 km lang. Da gibt es eine Gruppe, die etwas schneller unterwegs ist, und die andere Gruppe mit den gehbeeinträchtigten Leuten ist etwas langsamer. Da alle schon etwas älter sind, habe ich bei jeder Wanderung zur Streckenhälfte eine Trinkpause eingeführt. Dafür habe ich, um Plastik zu vermeiden, jeder Person einen Trinkbecher spendiert, die sie zur Wanderung mitbringen muss. Die schnellere Gruppe geht also etwa 2,5 km und macht die Trinkpause, während die andere Gruppe nach 1,5 km pausiert. Diese wird dann auf dem Rückweg wieder von der schnelleren Truppe eingeholt. Ich bin dann immer etwas zwischen den Gruppen hin- und hergependelt. Allerdings bin ich seit diesem Jahr nicht mehr dabei.
Neustart nach der Pandemie mit Nachfolgern aus der Gruppe
Warum?
Arnold: Nun, eigentlich habe ich ja schon mit Beginn der Corona-Pandemie aufgehört. Denn viele ältere Leute haben auch beim Spazieren nicht wirklich die Abstandsregeln eingehalten, sie wollen dabei ja miteinander kommunizieren. Das war mir zu riskant, da habe ich die Aktion gestoppt. Und das war zugleich auch ein Schnitt für mich. Ich wollte nach meinem langjährigen Engagement auch wieder ein wenig mehr Zeit für mich und meine Familie haben, denn auch in der Spaziergehgruppe kam immer das eine zum anderen. So habe ich etwa jemanden zum Arzt gefahren oder andere Hilfen vermittelt. So ein Engagement zieht eben immer auch seine Kreise. Allerdings habe ich innerhalb der Gruppe zwei Personen gefunden, die seit Januar dieses Jahres dann auch wieder mit den regelmäßigen Spaziergängen angefangen haben.
…am Spaß hat es also nicht gelegen?
Arnold: Nein, die Tätigkeit hat mir immer viel Freude gemacht und mich erfüllt. Diese Verbundenheit in der Gruppe hat mir Spaß gemacht und mich gereizt. Wir haben etwa manchmal die Leute auch zu uns nach Hause eingeladen, wenn beispielsweise ein Geburtstag war, oder wir sind zu den Geburtstagskindern in der Gruppe, um ihnen ein Ständchen zu singen. Ich habe auch innerhalb der Gemeinde viel Anerkennung für meine Tätigkeit erfahren. Es war eben nur mein persönlicher Zeitfaktor, der nicht mehr gepasst und deshalb zu meiner Entscheidung geführt hat.
Stärkung des Zusammenhalts und Kontaktbörse für Zugezogene
Was bewirkt so eine Gruppe im Ort?
Arnold: Neben der Bewegung entstehen innerhalb der Gruppe ja vor allem zwischenmenschliche Beziehungen, wenn man regelmäßig miteinander spaziert oder wandert. Das ist sehr stimmig und stärkt den Zusammenhalt. Und so stoßen zum Beispiel immer wieder neue Leute zu uns. Rentnerinnen und Rentner suchen eine neue Tätigkeit. Und da unser Ort drei größere Neubaugebiete hat, ziehen viele Familien nach Armsheim, nicht selten dann später auch die Großeltern etwa aus Bayern oder Norddeutschland. Die Zugezogenen finden über unsere Spaziergruppe dann schnell Anschluss an Gleichgesinnte und knüpfen dabei weitere Kontakte zu anderen Personen oder Vereinen im Ort.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Arnold
Weitere Informationen zur Gruppe auf der LiNN-Webseite.