Zum Inhalt springen
|
  • Aktuelles zur Landesinitiative

Digitaler Erfahrungsaustausch: Ein „guter Start“ zu „wichtigen Themen“ der Nachbarschaftsinitiativen

Die vergangenen beiden Termine der Landesinitiative zum digitalen Erfahrungsaustausch haben 40 Teilnehmer*innen genutzt, um sich kennenzulernen und zu den Themen Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit auszutauschen.

In diesem Jahr haben zahlreiche Online-Veranstaltungen durch die Landesinitiative Neue Nachbarschaften RLP stattgefunden. Zum einen Corona-bedingt, aber auch zum anderen um auch Online-Formate in der Landesinitiative zu etablieren. Um den Erfahrungsaustausch unter den Initiativen zu fördern, hat das Team das Format „digitaler Erfahrungsaustausch“ entwickelt und eingeführt.

„Begonnen haben wir mit einem zweieinhalbstündigen Format mit dem Themenschwerpunkt ‚Agil die Corona-Pandemie in den Nachbarschaften meistern‘. Mit dieser ersten Erfahrung haben wir dann auch schon das Format überarbeitet. Die Dauer wurde auf 1,5 Stunden beschränkt und passend zum Thema stellt eine Nachbarschaftsinitiative ihre konkreten Aktivitäten vor“, berichtet Annette Scholl, die Leiterin der Landesinitiative. „Die Themen, die wir danach aufgegriffen haben, sind Themen, die uns unsere Mitglieder aus der Selbstevaluation 2021 als „wichtig“ rückgemeldet haben, wie etwa Netzwerkarbeit und Öffentlichkeitsarbeit“, so Scholl weiter, die diese Termine rückblickend als einen guter Start wertet, um inhaltlich und persönlich miteinander in Austausch zu kommen.

Im Folgenden lesen Sie die Kurzberichte der Erfahrungsaustausche vom Juni und August.

Wie sieht erfolgreiche Netzwerkarbeit aus?

Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig Netzwerke vor Ort sind. Ob diese gut funktionieren und wie sie verbessert werden könnten, hat der erste digitale Erfahrungsaustausch der Landesinitiative im Juni gezeigt. Elke Kiltz und Marlene Jänsch vom Verein „So gut leben im Alter e.V.“ gaben Einblicke, wie sie ihre Netzwerkarbeit in Bad Sobernheim gestalten in einem einführenden Interview mit Annette Scholl.

Viele Telefonnummern zu haben ist nach Ansicht von Kilz, Co-Vorsitzende des Vereins eine wichtige Voraussetzung für Vernetzung. Für sie das A und O. Denn der schnelle Kontakt per Telefon helfe, um möglichst schnell etwas vor Ort umsetzen zu können. „Die Verbandsgemeinde ist unsere zentrale Partnerin in der Vernetzung. Eine gute Zusammenarbeit zahlt sich aus“, unterstreicht Kilz im Interview, die wir bereits auch im Projekt des Monats Dezember 2019 mit der Vereinsarbeit vorgestellt haben. Doch Kontaktemüssen auch gepflegt werden. „Man muss dafür Sorge tragen, im Austausch zu bleiben“, so Kilz weiter.

„Gute Netzwerkarbeit ist, dass der Verein ‚So gut leben im Alter e.V.‘ in den Medien präsent ist“, betont Jänsch, Co-Vorsitzende des Vereins. Beispielsweise nutzen sie regelmäßig das Amtsblatt mit den Ankündigungen. Eine gute Präsenz erreicht der Verein laut der Co-Vorsitzenden auch durch eigene Veranstaltungen beispielsweise zu den Themen Wohnen oder Demenz. Außerdem gebe es den Stammtisch, der seit der Corona-Pandemie auch digital stattfindet. So habe der Kontakt und Austausch während der Pandemie aufrechterhalten werden können.  

Für die beiden Co-Vorsitzenden ist bezüglich einer guten Netzwerkarbeit auch entscheidend, dass das interne Netzwerk im Verein stimmt. Die Zusammensetzung des Vorstands mit möglichst unterschiedlichen Menschen und Altersgruppen ist ihnen zufolge sehr wichtig, damit die gemeinsame Arbeit gut gelingen kann. Außerdem sei die Kontaktpflege mit den Mitgliedern des Vereins entscheidend. „Nur wenn die Mitglieder gut eingebunden sind und wissen, was passiert, sind die Menschen auch bereit, sich zu engagieren“, berichten die beiden Co-Vorsitzenden.

Der anschließende Erfahrungsaustausch mit anderen Initiativen aus Rheinland-Pfalz brachte weitere Ideen für erfolgreiche Netzwerkarbeit vor Ort. So können beispielsweise gemeinsame Aktionen an Markttagen helfen, die Zusammenarbeit zu stärken und gleichzeitig eine gute Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Gemeinsame Aktionen sind auch gut, um Kontakt mit jungen Menschen vor Ort zu bekommen. So könne man sich besser kennenlernen, um gemeinsam an einer Sache zu arbeiten und das Leben vor Ort zu verbessern.

Hilfreiche Netzwerkpartner*innen stellen auch die Kirchengemeinden dar. Über sie kann man den Kontakt zu den Menschen aufbauen und intensivieren. Dabei können bestehende Strukturen gut genutzt werden. Eine Teilnehmerin gab zudem die Empfehlung, sich im Rahmen der Netzwerkarbeit aus allen politischen Aktionen rauszuhalten, um die Neutralität zu bewahren und nicht zwischen die Fronten zu geraten.

Wie machen wir auf unsere Nachbarschaftsinitiative aufmerksam?

Eng verknüpft mit dem Thema der Netzwerkarbeit ist auch Öffentlichkeitsarbeit, dem thematischen Fokus des zweiten Erfahrungsaustauschs im August. Die Frage „Wie kann Öffentlichkeitsarbeit gut gelingen?“ist einer der Fragen, mit denen sich Vereine und Initiativen nicht nur zu Beginn ihrer Tätigkeit beschäftigen. Die Ergebnisse der letzten Selbstevaluation haben deutlich gemacht, dass dies ein Dauerthema in Initiativen ist.

Antworten auf diese Frage gaben Daniela Gönner, die Vorsitzende des Vereins „Mombach hilft“ – unser Projekt des Monats Dezember 2020 –  und Antonia Leetz, die im Verein für die Pressearbeit verantwortlich ist. Der Verein hat seine Arbeit mit Beginn der Corona-Pandemie gestartet und bereits einiges im Mainzer Stadtteil Mombach bewegt. Sogar eine eigene Hymne von Mombacher:innen für Mombacher:innen mit Video ist entstanden und auf Youtube zu finden.

Der Verein nutzt gezielt Social Media, um Leute zu erreichen, die helfen möchten. „Dies funktioniert über Facebook und Instagram inzwischen sehr gut. Bei einer der letzten Aktionen konnten über Youtube noch kurzfristig 30 Personen gewonnen werden, um einen LKW auszuräumen“, berichtet Gönner. Damit habe sie nicht gerechnet. Leetz unterstreicht, dass es dabei auch wichtig sei, zu welcher Uhrzeit Nachrichten „gepostet“ werden oder eine neue Story erscheint. Die beiden Frauen haben festgestellt, dass morgens, wenn Menschen auf dem Weg zur Arbeit sind, oder Nachmittag, wenn sie wieder zurückkommen, sich als gute Zeitpunkte für Posts eignen.

Um Menschen in Mombach zu erreichen, die Hilfe brauchen, wie zum Beispiel Ältere, dann greift der Verein auf klassische Medien, wie das örtliche Wochenblatt, Lokalradio oder Flyer zurück. Die beiden Inputgeberinnen gaben zu, dass diese analoge Öffentlichkeitsarbeit aber noch ausgebaut werden könne und müsse. So sei beispielsweise ein gedruckter Rundbrief geplant, der per Post verschickt werden kann.

Gönner und Leetz gaben die folgenden drei Tipps für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Erfahrungsaustauschs:

  1. Zeig dich als Mensch und gibt dich authentisch mit dem was du als Initiative machst.
  2. Beziehe deine Netzwerke (persönliche, der Initiative) in die Öffentlichkeitsarbeit ein.
  3. Nimm die Perspektive des Informationsnehmers ein und gestalte aus dieser Perspektive.

In der anschließenden Austauschrunde wurden gute Beispiele für analoge Öffentlichkeitsarbeit gesammelt:

  • Briefaktion mit persönlicher Ansprache über Adressverteiler einer Stadt, einer Verbandsgemeinde oder Ortsgemeinde..
  • Zentrale Anlaufstelle als Initiative, beispielsweise zentrales Büro mit guter Erreichbarkeit
  • Flyer bei Ärzten und Apotheken auslegen
  • Plakate (DIN A 4) zum Aufhängen, beispielsweise in Schaukästen
  • Zusammenarbeit mit Gemeinden: Geburtstagsbesuche nutzen, um auf Angebote aufmerksam zu machen. Flyer auch hier mitgeben.
  • Amtsblatt für Angebote und Veranstaltungen
  • Mit einem Dienstfahrrad unterwegs sein: persönliche Kontaktaufnahme so leicht möglich
  • Friedhof als guter Ort, um Menschen anzutreffen, die sich einsam fühlen
  • Gute Mund-zu-Mund-Propaganda

Der nächste Erfahrungstausch findet am 23. September zum Thema „Digitalisierung“ statt.